Die brave Klopapierrolle wähnte sich in Sicherheit. Wie es sich gehörte, hatte sie sich nach der Tagesschau in ihr kleines Reich im oberen Badezimmer zurückgezogen und machte sich für die Nacht bereit. Der Abend war ruhig verlaufen, selbst das Altpapier in der Küche hatte seine feucht-fröhlichen Feiern ausnahmsweise zu einer gemeinverträglichen Zeit eingestellt.
Aber es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem pubertierenden Nachbarn nicht gefällt. Der pubertierende Nachbar – klar, es ist der Rülpe, wer sonst – war wieder einmal auf seinem Anti-establishment Trip. Wider die bürgerliche Gemütlichkeit zog es ihn unruhig durch die Räume, auf der Suche nach… tja, frisch gestrichene Wände, die man beschmutzen könnte; Vorgärten, in die man pinkeln könnte; zarte Jungfrauen, die man zu hedonistischem Vandalentum verleiten könnte. Leider fand er nichts dergleichen. Aber da saß diese Klopapierrolle. Die Menschen und der Althund waren unten beschäftigt und die Klopapierrolle schon angemessen eingeschüchtert, als der Rülpe mit Zerstörungsglut in den Augen im Badezimmer ankam. Sie hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Ihre Schreie verhallten ungehört, während der Rülpe sie auf dem Bett zerfledderte. Warum auf dem Bett, Rülpe? Hast du dich nicht getraut, dein böses Spiel in der Öffentlichkeit zu treiben? Hattest du etwa eine vage Ahnung, dass die Menschen das Klorollenmassaker nicht sonderlich lustig finden würden? Das kann man sich kaum vorstellen, angesichts des stolz-trotzigen Gesichtsausdrucks, den du aufgesetzt hattest, als man dich in flagranti erwischte. Hat es dir leid getan? Flackerte ein kleiner Funken Einsicht in deinem abgeschalteten Frontalkortex? Offensichtlich nicht, denn gestern Abend musste die Tapete dran glauben!