Soziale Medien sind voll von Beiträgen, in denen Hundehalter fragen, was denn andere so füttern. Und dann folgt eine lange Liste mit Markennamen. Fehlen darf auch nicht der Hinweis, dass das billige Futter vom Discounter in Wirklichkeit ein mittelpreisiges Markenfutter sei. Und dazwischen steht immer wieder der lakonische Satz: „Wir barfen.“
Es ist in letzter Zeit ein bisschen ruhiger geworden. Über Jahre hinweg führte die so arglos gestellte Frage zu erbitterten Wortgefechten über die einzig richtige Fütterung von Hunden. Was man aus welchen Gründen überhaupt nicht füttern dürfe. Dass Trockenfutter sowieso nur aus Müll bestehe. Nassfutter natürlich auch. Und am Ende standen stets die Barfer als moralische Sieger.
Bis Prey aufkam.
Und dann Prey Model Raw.
Und dann tauchten Veganer auf, die auch ihre heimischen Karnivoren vegan ernähren und halten.
Was soll das eigentlich?
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Hunde mit Speiseabfällen ernährt wurden. Über Jahrtausende hinweg fraßen Hunde, was der Mensch übrig ließ, und darüber hinaus vertilgten sie diverse Schädlinge wie Mäuse, Ratten, Bilche usw. Darin bestand die Futterpartnerschaft zwischen Mensch und Hund.
Dass Hunde kein Getreide verwerten können, ist schlicht nicht wahr. Zwar sind einige Rassen (darunter auch die meisten Nordischen) genetisch benachteiligt, aber den meisten Hunden schadet Getreide eigentlich nicht, solange der Anteil an der Nahrung nicht übertrieben wird. Als Fleischfresser sind Hunde nun mal auf tierische Eiweiße angewiesen, insbesondere was das Wachstum angeht und außerdem die Leistungsfähigkeit, nicht zuletzt die des Gehirns.
Wer glaubt, seinen Hund aus ethischen Gründen vegan halten zu müssen, sollte den Hund lieber abgeben. Dem Tier ist bei einer massiven Mangelernährung mit allerlei Pülverchen nicht gedient.
Der Getreideanteil in vielen Fertigfuttersorten ist allerdings ziemlich hoch und besteht teilweise aus sogenannten Bäckereiabfällen. Das sind vorwiegend Trockennudeln jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums, es kann aber durchaus auch verdorbenes Brot sein. Denn da viele Fertigfuttersorten hoch erhitzt werden, werden die Keime ja abgetötet, die reinen Nährstoffe bleiben aber erhalten.
Aber wollen wir unsere Hunde wirklich mit verdorbenem Brot füttern? Mit Zeug, das wir wohlhabenden Mitteleuropäer nicht mehr runterwürgen könnten? Selbst wenn es dem Hund egal wäre, er frisst schließlich noch ganz andere Sachen!
Nun ja, wir essen auch Kartoffelchips oder Gummibärchen, die ja nun auch nicht gerade gesund, aber prall gefüllt mit Nährstoffen sind.
Nichtsdestotrotz halte ich es für sinnvoll, dem eigenen Hund eine gute Nahrungsgrundlage zu geben. Dann ist es auch egal, wenn er hier und da mal über die Stränge schlägt, Pizzaränder und Knödel abstaubt, einen Zipfel Bratwurst oder einen Vanillepudding verputzt oder eine Breze klaut.
Wer BARF für die beste Grundlage hält, soll das tun – aber bitte informiert euch gründlich, liebe Leute! Unsere eigene Ernährung basiert auf Kenntnissen, die über viele Generationen tradiert und verändert wurden, und dem, was wir obendrein an wissenschaftlichen Erkenntnissen aufschnappen. Zumindest die Kenntnisse darüber, was Hunde brauchen, muss man sich dann erst einmal aneignen.
Und Obacht, wenn jemand einen Alleinanspruch auf der Weisheit letzten Schluss erhebt – dahinter verstecken sich meist Klugscheißer oder schlaue Geschäftemacher!
Ansonsten gibt es inzwischen eine Reihe qualitativ hochwertiger Futtermittel, sowohl Trocken- als auch Nassfutter. Bloß mit pflanzlichen Eiweißquellen sollte man vorsichtig sein. Hunde (ebenso wie Menschen!) benötigen essentielle Aminosäuren, von denen einige ausschließlich tierischen Ursprungs sind. Sojaschrot (übrigens ein Abfallprodukt der Ölproduktion) nährt Pflanzenfresser gut, Fleisch- und Allesfresser allerdings nicht. Da ist man gut beraten, sich zu informieren und zu probieren. Denn vor allem muss es ja dem Hund schmecken. 😉
In diesem Sinne: Schlagt euch nicht um die einzig wahre Fütterungsmethode! Am Ende müssen wir uns ebenso wohl damit fühlen wie unsere Hunde. Und es sollte nicht allzu viel Zeit von Spiel und Spaß abgezwackt werden, nur damit unsere Hunde ein besonders langes und besonders gesundes Leben führen. Denn so gern sie auch fressen – am liebsten verbringen sie ihre Zeit noch mit uns!