Der Welpe geht also jetzt in die Hundeschule. Bei uns besteht die Hundestunde aus einem Teil mit leichten Übungen, wie zum Beispiel Rückruf, Raum einschränken, Grenzen setzen etc. und einem Teil mit zivilisiertem Spiel in Kleingruppen. Wir machen einen zehnwöchigen Kurs bei unserem bereits tief ins Herz geschlossenen Drill Sergeant, Judith, der Gnadenlosen. Judith tritt zuweilen mit ihrem armen, unterdrückten sidekick Kim auf, die als Vorführknecht malocht und mit viel Mühe zu schlechtem Benehmen überredet werden muss. Der Althund mag Kim nicht, das Frauchen dafür umso mehr. Manchmal fantasiert das Frauchen in der Hundestunde, dass sie die kleine Kim heimlich in ihre Jacke steckt und entführt und mit all der Leberwurst des Metzgerkühlschranks tröstet. Der Welpe jedenfalls sieht die Sache mit Kim wie das Frauchen. Wann immer er konnte, robbte er gestern etwas näher zu ihr und schnüffelte zufrieden in ihre Richtung. Denn Kim saß ruhig und artig an der Seite und hoffte auf ihre baldige Rettung. (Nächste Woche, kleine Kim, ich versprech es! Der weiße Schimmel ist schon bestellt!)
Wir haben ein paar „soccer hooligans“ im Kurs (ich nenne keine Namen, [weil ich sie mir nicht behalten kann], aber du weißt, dass ich dich meine, brauner Welpe!). Die Lacoste Poloshirts und das tätowierte Georgskreuz kriechen bereits langsam über den Horizont ihrer Pubertät. Was jetzt noch ein niedlicher Welpe ist, wird ohne Judiths Zutun bald marodierend über die Gassifelder ziehen und sich mit den Gangs aus dem Nachbardorf prügeln. Bubbles verabscheut sie mit Leidenschaft.
Nachdem der Welpe sich eine Weile an der Bande anschaute, wie die Rowdies sich in ihren jeweiligen Verpaarungen schlugen (richtiges Wort), motzte er sie aufgebracht an. Als er selbst spielen sollte, wäre er viel lieber unter dem Zaun durchgekrabbelt, um ihnen aus der Nähe seine unverblümte Meinung zu geigen. Noch im Rausgehen zum Auto schimpfte er über die Schulter zu einem der Haudruffs. Zugegeben, der Welpe war nach seinem Besuch bei Mutti auch sehr agitiert. Es fehlte nicht viel Druck, um aus der Haut zu fahren. Aber wir erkennen eine grundsätzliche Richtung.
Das war dann auch die Haupterkenntnis aus der gestrigen Hundestunde: Der Welpe ist ein fanatischer Kniggerianer. Ein Fräulein Rottenmeier, wie es im Buche steht. Der Welpe möchte, dass alles seine Ordnung hat und sich andere Hunde wie vorgesehen benehmen. Ruhig, respektvoll, zurückhaltend. Er kommt ganz nach seinem Onkel Sisko.