Das Rudel wird von den lieblichen Lauten eines Partygängers geweckt, der den Alkohol der Nacht geräuschvoll wieder hervorwürgt. Es ist 8.20Uhr. „Gehsdumitbubbles? Mnmnnwarzweifunfzischpipi.“ Herrchen steht auf und macht sich bereit, den Welpen zu seinen neuerdings präferierten Klostellen zu befördern. Die Hose muss an die Beine, Schuhe an die Füße und ein Pulli über den Kopf gezogen werden. Gar nicht so leicht. Frauchens Aufgabe besteht derweil darin, den Welpen mit Kraulen und Hand- und Fangspielen abzulenken. Bald werden Frauchens Manöver zu vorhersehbar und der Welpe springt zum noch immer halb schlafenden Althund auf’s Bett.
„Die is noch nich waaahach, spielsdu mit mia?“ Die Antwort besteht in leisem Brummeln und halb geöffneten, blauen Augen.
„Schaau ma, wie niedlich ich aufm Rücken rolle! Schau ma, wie laaang ich schon bin! Sooo lang bin ich, viel länger als du! Schau doch ma, ich kann das voll gut. Meeenno, du schaust ja gaa nich!“
„Bubbles, lass mich in Ruhe wach werden. Da, nimm meine Pfote zum Kauen, aber nerv mich nicht weiter.“
„Schau ma, ich hab voll die spitzen Zähnchen! Damit kann ich dir das Ohr abnagen, muhaha.“
„Deine Zähnchen beeindrucken mich nicht, ich hab Kiefer. Buuuubbäääls. Spuck mein Ohr aus!“
„Bu haft fo meichef Nocknfell! Mhhhmpfmpf!“
„Bubbles, das ist meine letzte Warnung. Spuck mein Nackenfell wieder aus oder es setzt was!“
„Aber meine Zähnchen sind doch schon sooo gefährlich! Du schaust ja auch nich ma. Schau ma, ich kann dir in den Schwanz beißen! Harhar!“
„Es heißt Rute und nicht Schwanz, du kleines Ferkel. Spuck meine Rute aus, Bubbles, das ist die allerletzte Warnung. Ich meins ernst, Freundchen!“
Der Althund hüpft vom Bett runter, Bubbles ist immer noch in ihre Rute verbissen und hängt wie eine Bleikugel an ihr. Die Strafe für vergangene Sünden, fehlt nur noch eine Kost aus verschimmeltem Brot und schalem Wasser. Klagend schaut sie zu ihrem Frauchen hoch, woraufhin sich Frauchen veranlasst sieht, den Welpen mal wieder vom Althund zu klauben. Der Althund zieht sich auf Frauchens warmes Kissen zurück, ein Gutes muss dieses Drama am frühen Morgen ja haben. Mit viel Mühe, Protestgequieke von Welpe und Frauchen sowie einigermaßen peinlichen Durchsetzungsversuchen wird der Welpe ruhig gestellt. Ganze drei Minuten hält der Frieden. Dann springt er von hinten auf sein Lager neben dem Bett, kläfft ein kaum zu überhörendes „laaaaangweiliiig“ in den Raum und wedelt erwartungsvoll.
Unter Seufzen erhebt sich der Althund.
„Na gut, aber wirklich nur ein paar Minuten, dann schlafe ich weiter.“