Siberian Huskies of Kahnawake Schlittenhunde aus dem grünen Herzen Deutschlands
Schlittenhunde aus dem grünen Herzen Deutschlands

Barock

Folgendes Gespräch trug sich heute in der Rudelkutsche zu:

Frauchen: „Weißt du, was ich machen werde?“

Herrchen: „Du bindest den Welpen an der Autobahnhaltestelle fest?“

Frauchen: „Nein, nein, das wäre zu grausam für jeden, der ihn einsammelt. Wir besuchen morgen Iris und wenn ich wieder fahre, tue ich so, als hätte ich was ganz Wichtiges zuhause vergessen und mach mich schnell aus dem Staub. Dann stelle ich einfach mein Handy aus, ziehe bis zum Winter auf eine idyllische griechische Insel und hole den Welpen erst wieder ab, wenn er aus dem Gröbsten raus ist.“

Das Herrchen nickte nachdenklich. „Aber meinst du nicht, der Iris fällt auf, wenn sie plötzlich drei Hunde hat? … Wir könnten auch den Tierarzt nächste Woche fragen, ob er ihn will.“ „Oder wir lassen ihn sedieren bis zum Herbst!“ „Oh ja, das ist gut. Ob Tavor auch bei Hunden funktioniert?“ Die Menschen waren froh, gleich zwei Pläne zu haben, wie sie die nächste Zeit überstehen. Die Menschen sind nämlich sehr erschöpft, denn der Welpe hat Barock.

Nein, nicht der Barock aus der Kunstgeschichte – keine Sorge, wir ersticken den Welpen nicht unter gestärkten Spitzenkrägen und drehen ihm das Welpenfell in Locken ein. Der Barock, den wir meinen, ist die im übertragenen Sinne „üppige Prachtentfaltung“ aller anstrengenden Phasen im Welpenleben. Ruhe und Struktur sind dahin, wir verwischen gerade hochkunstvoll die Grenzen zwischen mehreren Entwicklungsschritten.

Die ganze Woche schon leidet der Welpe an sich absenkenden Hoden, Größenwahn, Zahnweh und exazerbierter Trotzphase. Gleichzeitig, versteht sich.

„Wozu ist so eine Trotzphase eigentlich gut? Was lernt denn das Gehirn dabei?“, fragte das Frauchen etwas später. „Hm, ich glaube, Autonomie“, antwortete Herrchen und riss seine Augen entsetzt auf. Himmel hilf, der Welpe macht sich auf, ein Husky zu werden!

Heute hat er ein massives Problem, welches, weiß er aber nicht. Der Kauknochen war erst zu hart, dann war er zu angesabbert. Das Spiel mit dem Althund war erst zu sachte, dann zu heftig. Warum muss man im Kofferraum mitfahren, wenn man stattdessen den Beifahrersitz zernagen könnte? Er wollte aber die Schafköttel, unbedingt wollte er die! Warum durfte er die nicht? Alle anderen Welpen dürfen Schafköttel, alle! Das Frauchen ist die blödeste, doofste Kuh überhaupt, was zieht die ihren Fuß weg, wenn er gerade in den Zeh beißt? Warum, warum, warum macht heute nix Spaß?

So ein Welpenleben ist sehr anstrengend. Die Iris brachte den Begriff vom Barock heute ins Spiel und sie wusste noch nicht, wie treffend sie unseren Tag beschrieben hat. Alles war extra, jede Minute hat der kleine Sonnenkönig seinen Willen lautstark kundgetan. Aber wie wir beim Gassi für einen heftigen Schauer mit einem Regenbogen belohnt wurden, so liegt der Welpe nun in seeliger Eintracht neben seinem Althund und ratzt.

Wir freuen uns sehr auf den Samstag, wenn wir in diesem Zustand zur Hundeschule gehen dürfen und Kreide fressen werden. Braver Welpe, ade.

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