Die Judith hat die Menschen für alle Hunde verdorben, jetzt sind es kleinkarierte Regelsetzer. Insofern muss der Welpe allerlei Erziehungsphantasien über sich ergehen lassen. Zum Beispiel halten die Menschen gar nichts davon, sich in die Finger beißen zu lassen, wenn es ein Lecker gibt. Die Regel heißt: Erst den Menschen fragen, bevor man was futtern darf und dann vooorsichtig das Lecker nehmen. Das regt ab und ist auch nützlich, wenn es um Lecker wie toten Fisch oder volle Windeln geht. Vom ersten Tag an musste der Welpe also immer erst den Menschen in die Augen schauen, bevor er in die Hand beißen das Fressi haben durfte.*
Heute konnte das Frauchen beobachten, wie differenziert der Welpe diese Regel schon befolgt. Draußen auf dem Feld gibt es Insekten zu jagen und Schafköttel aufzuspüren, da wird alibimäßig auch schon mal der Leine tief in die Augen geschaut. Hauptsache, es gibt das Lecker pronto und der Welpe kann seinen hochnotwichtigen Aufgaben weiter nachgehen. Zuhause, wenn noch ein Löffel Quark im Napf landet, wartet er hingegen mit klopfendem Herzen und weit aufgerissenen Augen auf das Herabsenken des Abendessens.
Für die gelungene Erziehung, insbesondere vor dem Hintergrund beginnender Taubheit in Wald und Flur, werfen diese Beobachtungen Fragen auf. Wie können die Menschen ausreichend volle Näpfe mit Quark transportieren, damit der Welpe die aufgestellte Regel weiter befolgt? Sollte man statt Quark lieber für Abwechslung sorgen und, sagen wir, Pfannkuchen mitführen?** Lasten vielleicht auf dem Welpen insgesamt zu hohe Leistungsanforderungen? Vielleicht sollte man das ganze Erziehungskonzept überdenken. Der Welpe wirkt viel zufriedener, wenn er einfach so seinen Quark bekommt.
*Die andere Regel heißt, erst schauen, ob der Mensch in der Nähe ist und wenn nicht, bloß nicht erwischen lassen!
** Pfannkuchen sind in der Rudelgastronomie ein beliebter Evergreen. Ähnlich begehrt sind nur Kartoffelpürree und Suppenreste.