In voller Gassimontur stand das Herrchen an der Haustür bereit, um den quengelnden Rülpen zum Aufwachgassi zu bringen. Es war kurz nach acht. Frauchen schlief noch einigermaßen selig, als Pfoten sich gut hörbar dem Schlafzimmer näherten. „WUÄFF, WUÄFF!“ „WAS? WAS? WO SIND DIE RUSSEN?“ Frauchen und der Althund standen senkrecht im Bett. Der Rülpe, sehr zufrieden mit sich und seinem Werk, tapste Richtung Herrchen und neigte sein Sinnen wieder dem Morgengeschäft zu. Das Rudel hat Ferien und heute sollte endlich mal was passieren, da können die doch nicht faul im Bett rumliegen!
Außer Schlafen war nämlich bisher noch nicht viel Action in den Ferien. Morgens raffen sich die Menschen allerdings regelmäßig auf und spendieren den Hunden ein Übungs- und Spielgassi. Anti-Jagd-Training, Leinenführigkeit (mit und ohne Leine) und Dummysuchen im Wald, das strengt körperlich und geistig ein bisschen an und lässt die Menschen danach ein paar Stündchen weiterschlafen. Der Rülpe tut sich mit dem Apportieren des Dummys noch sehr schwer, zumindest nimmt er ihn aber mittlerweile ins Maul. Heute verteidigte er das gute Stück sogar vor einem kleinen Mops,1 der um die Kurve geschossen kam. Wie immer respektvoll, aber der Schreck hat nicht ausgereicht, um den Dummy zum Frauchen zu bringen. Die Strategie des Rülpen ist – anders als bei Onkel Sisko, der sich selbst zu helfen weiß – sich einfach auf oder vor den Dummy zu setzen und darauf zu warten, dass das Frauchen irgendwann die Geduld verliert. Frauchen verliert immer irgendwann die Geduld, wie man gleich in vivo beobachten kann.
Nun, heute hat das Frauchen mal ein bisschen was für die Nachwelt festgehalten. Es gibt, so die Technik will, zwei Videos und eine Bildergalerie von der wohlverdienten Belohnung nach der harten Arbeit im Ufercafé. Das erste Video ist vom Klick-für-Blick Üben aus dem AJT Programm, das die Menschen dem Bubs aufdrücken, weil es beim Althund so gut geklappt hat.2 Der Rülpe hat das Spiel schon längst durchschaut und versucht, das Frauchen zum Leckerchenspender umzufunktionieren, weswegen nicht mehr jeder Blick belohnt wird. Weitere Bausteine des Programms wie der Superschlachtruf, „raus da“, „weiter“ und allerlei Impulskontrolle und Aufmerksamkeitslenkung wurden bereits seit Monaten aufgebaut. Das klappt alles je nach Hormonlage sehr gut oder mäßig. Mäßig heißt in dem Fall, dass man den Rülpen wegscheuchen oder zu einem Spiel animieren muss. Pathologischer Jagdwahn, wie man ihn beim Althund früher gewohnt war, trat bisher – toitoitoi – noch nicht auf. Der Superschlachtruf ist zudem nützlich, um den Rülpen von verwesten Snacks wegzulocken. Einige Jäger im Revier sind unglaubliche Ferkel und lassen ihre Reste direkt am Wegrand gammeln…
Der Tag war dann doch recht ereignisreich, jetzt können alle weiterschlafen. *gähn*
- „Riesig war der, wie ein Bär so groß! Und blutunterlaufene Augen hatte er, der radioaktiv-fluoreszierende Schleim tropfte von seinen Säbelzähnen herab!“ Der Rülpe.
- Auch wenn unsere Judith der Nummer schon lange entwachsen ist, hat sich das Antijagdtraining von Pia Gröning und Ariane Ullrich für die Menschen als Glücksgriff erwiesen. Es ist nun nicht so, dass der Althund dadurch zum Schaf mutiert wäre, aber wir haben gelernt, den Trieb zu managen und das ist angesichts ihrer enormen Jagdfreude sehr viel wert. Demnächst wird es hoffentlich auch mal ein Video vom Leinenführigkeitsüben, im Rudeljargon „Balsern“, geben. Der Versuch heute endete leider in einer Studie vom Dreck an Frauchens Schuhen.